Allgemeines
Infektionsinformation Zecken
Effektive Überträger von krankheiten: Die Zecken
Die zu den Spinnentieren gehörenden Zecken sind als blutsaugende Ektoparasiten landlebender Wirbeltiere, einschließlich des Menschen und seiner Nutz- und Haustiere, vor allem deswegen von großer klinischer Bedeutung, weil sie als effektive Überträger (sog. Vektoren) einer Reihe von Krankheitserregern gelten.
Hintergrund
Aufgrund der milden Wintertemperaturen der letzten Jahre beginnt die Zeckensaison tendenziell wesentlich früher und dauert zum Teil nun auch das ganze Jahr an:
- Üblicherweise waren Zecken in Deutschland etwa von Anfang April bis Ende Oktober aktiv, seit einigen Jahren beginnt die Zeckensaison aber bereits im Januar und zieht sich bis in den nächsten Winter — dies droht auch in den kommenden Jahren (sog. Zeckenplage).
- Die auch dieses Jahr wieder relativ früh einsetzende Zeckensaison ist kein vereinzeltes Phänomen, denn seit einigen Jahren ist aufgrund der steigenden Temperaturen in Deutschland zunehmend mit der sogenannten Winteraktivität von Zecken zu rechnen.
- Die milden Winter der letzten Jahre haben den Effekt, dass mehr Zeckenjungtiere (sog. Larven und Nymphen) als üblich diese Jahreszeit überleben und daher die Gesamtzahl der Zecken im folgenden Frühjahr insgesamt höher ausfällt.
- Eine weitere Ursache für die erhöhte Zeckendichte: 2022 war ein Buchen-Mastjahr - in der Folge konnten sich Nagetiere und Rehwild stark vermehren und so den Zecken als Wirte zur Verfügung stehen, was dann in der Folge die Gesamtzahl der Zecken stark erhöhte.
Bewertung
Durch die in den kommenden Jahren immer früher einsetzende Zeckensaison und die erhöhte Dichte an Zecken insgesamt steigt das Risiko, sich mit einem durch Zecken übertragenen Erreger zu infizierenTeilnehmerinnen und Teilnehmer, die Kurse im Gelände ausüben, gelten als stark exponierte Personen und haben daher ein erhöhtes Risiko, sich mit von Zecken übertragenen Erregern anzustecken.
Stellen Zecken eine Gefahr für den Menschen dar?
Definitiv ja! Ein Befall mit den blutsaugenden Spinnentieren selbst stellt zwar keine Bedrohung dar. Anders als Stechmücken in Afrika, Asien und Lateinamerika gelten in Mittel- und Osteuropa aber Zecken als die bedeutendsten Überträger von Infektionserregern auf den Menschen. Dazu zählen unter anderem die in Deutschland epidemiologisch relevanten Erreger der Frühsommer-Meningo-enzephalitis (FSME) sowie der Lyme-Borreliose, aber auch weitere Viren, Bakterien oder Protozoen, die Infektionskrankheiten beim Menschen auslösen können. Von diesen ist derzeit nur ei-ne einzige, nämlich die FSME, durch Impfung zu verhindern. Einige der von Zecken übertragenen Erkrankungen sind durch eine hohe Krankheitshäufigkeit und zum Teil auch hohe Sterblichkeit gekennzeichnet, weswegen sie in Deutschland gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG) teilweise meldepflichtig sind.
Fazit:
Zeckenstiche (Bild rechts) sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen, da eine Erkrankung beispielsweise an FSME oder Lyme-Borreliose langwierig, schmerzhaft und im schlimmsten Fall sogar lebensbedrohlich sein kann. Die Kenntnis von Zecken als Vektoren sowie der ihren Lebensraum bestimmenden Schlüsselfaktoren sind daher für die erfolgreiche Anwendung von Schutzmaßnahmen von großer Bedeutung. Ebenso sollten die Hausarztpraxen die durch Zecken übertragenen Erreger und deren ausgelöste Krankheitsbilder kennen, da diese zunehmend von klinischer Bedeutung sein werden. Zusätzlich begünstigen Globalisierung und Klimawandel die Einschleppung und Ausbreitung neuer Zeckenarten und damit potenziell auch neuer Infektionserreger in Europa. Um Teilnehmerinnen und Teilnehmer so effektiv zu schützen kommt daher einer konsequenten Anwendung verschiedener Schutzmaßnahmen eine große Bedeutung zu.
"Zecken können schwimmen,
fliegen, beißen und springen!"
Mythen und Legenden über Zecken
„Die Zeckenschutzimpfung wirkt gegen alle durch Zecken übertragenen Krankheiten“.
Leider nein! Die sog. Zeckenschutzimpfung—oder genauer: FSME-Impfung—schützt nur gegen die durch das FSME-Virus verursachte Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Gegen alle anderen durch Zecken übertragenen Erreger schützt nur eine konsequente Expositionsprophylaxe.
„Die Zeckenschutzimpfung wirkt gegen alle durch Zecken übertragenen Krankheiten“.
Leider nein! Die sogenannte Zeckenschutzimpfung—oder genauer: FSME-Impfung—schützt nur gegen die durch das FSME-Virus verursachte Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Gegen alle anderen durch Zecken übertragenen Erreger schützt nur eine konsequente Expositionsprophylaxe.
„Ich kann mich nur in ausgewiesenen Risikogebieten mit einer durch Zecken übertragenen Krankheit anstecken“.
Leider nein! Grundsätzlich können Zecken überall dort wo sie vorkommen auch Krankheitserreger übertragen. Die Risikogebietskarten zeigen nur die bestätigten FSME-Risikogebiete an.
„Ich kann mich nur in ausgewiesenen Risikogebieten mit einer durch Zecken übertragenen Krankheit anstecken“.
Leider nein! Grundsätzlich können Zecken überall dort wo sie vorkommen auch Krankheitserreger übertragen. Die Risikoge-bietskarten zeigen nur die bestätigten FSME-Risikogebiete an.
„Ich muss mich nur im Sommer vor Zecken schützen“.
Leider nein! Stimmen Temperatur und Feuchtigkeit, dann können Zecken sogar das ganze Jahr über aktiv sein.
„Zecken im Haus stellen eine besondere Gefahr dar“.
Jein! In geschlossenen Räumen ist die Luftfeuchtigkeit in aller Regel wesentlich niedriger als in der freien Natur, insbesondere in Bodennähe. Es besteht in Innenräumen daher akute Austrocknungsgefahr für die Zecken (Seite 4). Dennoch können erst vor Kurzem von bspw. Haustieren abgefallene Zecken noch aktiv sein, zum Teil sogar bis zu zehn Tage nach Einschleppen in die Wohnung.
„Zecken lassen sich leichter entfernen, wenn man sie mit Öl, Butter, Alkohol oder Klebstoff beträufelt“.
Nein! In der Haut sitzende Zecken, die mit Öl, Butter, Alkohol oder Klebstoff übergossen werden ersticken nicht sondern übertragen dann verstärkt Krankheitserreger. Stattdessen sollten die Zecken möglichst rasch entfernt werden.
„Zecken sind in erster Linie tagaktiv“.
Nein! Zecken sind vor allen Dingen nachtaktiv, da zu dieser Tageszeit, insbesondere im Sommer, niedrigere Temperatu-ren und eine höhere Luftfeuchtigkeit vorherrschen.